Dominic Girtler, der Mann, der mit Napoleon sprach

Bruder von Joseph Girtler Ritter von Kleeborn ist DOMINIC GIRTLER, unser Vorfahre.

 

Geboren wurde Dominic am 12. Juni 1761 in Lissa an der Elbe, wie seinem Taufschein zu entnehmen ist.

Geburts- und Taufschein Dominic Girtler
Geburts- und Taufschein Dominic Girtler

Dominic dürfte ein gescheiter Bursche gewesen sein. Sein Vater hoffte offensichtlich, dass er eine schöne militärische Karriere machen würde. Er diente am Beginn seiner Karriere im 18. Infanterieregiment, und zwar von 1779 - 1786 als Fähnrich, dann bis 1790 als Lieutetant. 1790 wird er zum Oberlieutenant ernannt. Im selben Jahr transferiert er zum Feldjägercorps, in welchem er zum Hauptmann aufsteigt.

 

In den folgenden Jahren dient er an der Front in Italien als Obristlieutetante (Oberstleutnant) bei der dortigen Stabs- Infanteriedivision.

 

Ich besitze eine Reihe von Dokumenten aus den napoleonischen Kriegen, die sich auf meinen Vorfahren Dominik beziehen. Mein Großvater Rudolf G. hat diese sorgfältig aufbewahrt. Ich habe sie von ihm geerbt

Dominics Teilnahme an der Schlacht bei Mantua gegen die Franzosen 1797

1797 nimmt Dominic von Girtler (so heißt es in dem hier wiedergegebenen Attestat) an der Schlacht gegen das napoleonische Heer teil. Er muss dabei sich sehr mutig verhalten haben, wie es in dem Attestat heißt. Dieses Schriftstück ist von fünf Offizieren unterschrieben. Es könnte sich bei diesem um einen Antrag für den Maria-Theresien-Orden handeln.

 

Dieses "Attestat" ist am 29. April 1797 ausgestellt und mit den 5 Siegeln der diese Geschichte bezeugenden Offizieren versehen worden.

 

In dem Attestat heißt es:

"Wir Endesgefertigten bezeugen, dass am 14. September vorigen Jahres (1796) der Feind bei S. Georgio unsere Position so überfiel, dass die in Bereitschaft gestandenen Truppen nicht soviel Zeit hatten, sich zu fassen und dem eindringenden Feinde den nötigen Widerstand zu leisten. (wenn nicht) der Herr Hauptmann von Girtler ohne einen Befehl abzuwarten. auf eigenen Antrieb sich schleunig mit der beihabenden Jäger Compagnie dahin, wo die größte Gefahr drohte, begab, den Feind an und in dem E. H. Josephischen Husaren Lager mit möglichster Entschlossenheit attagierte und hiedurch den Anschlag des Feindes, uns in die Festung Mantua zu werfen, hinderte.

Da derselbe überdies noch in der Folge bei dieser Affaire das äußerste gethan, um den Feind so lange aufzuhalten, bis ihm der nöthige Widerstand entgegen gesetzt werden konnte, da er endlich, nachdem er sich gegen 3 Stunden dem heftigsten Feuer immer a la Tete (an der Spitze) von seiner Truppe ausgesetzt, eine schwere Wunde empfangen, deren Folgen ihn vermuthlich die Invalidität zuziehen werde, so finden wir uns umsomehr verpflichtet, demselben gegenwärtiges Zeugnis zu geben. als gerade dazumal das diensteifrige und rühmliche Benehmen bei dieser Affaire , dessen Folgen allerdings äußerst wichtig werden dürften, von keinem Vorgesetzten gesehen wurde.

Sigl. den 20. April 1797

Kapfenberg

 

(Es folgen Siegelabdrücke mit Unterschriften von 5 Offizieren und 6 Unterschriften ohne Siegeln von 2 Oberjägern, 2 Unterjäger und einem Feldjäger).

Das Attestat über Dominic Girtler
Das Attestat über Dominic Girtler

Dominik Girtler, der Mann, der mit Napoleon sprach

Dominik Girtler war nach der Schlacht bei Regensburg (1805 ???) mit Verwundeten in bayerische bzw. französische Kriegsgefangenschaft geraten (die Bayern waren damals Verbündete der Franzosen). Er hatte das Pech, dass ihm damals aus seiner Kallesche die Regimentskassa gestohlen wurde. Deswegen hatte er später ziemliche Probleme mit dem Hofkriegsrath. Es sind einige Schreiben Dominiks an den Hofkriegsrath erhalten.

 

In dem Schreiben an den hochlöblichen K.K. Hofkriegsrath vom April 1809, beklagt sich Dominic über die schlechte Behandlung der österreichischen Verwundeten durch „bayerische Autoritäten“ . Dominic schildert, wie ihn der französische Kaiser Napoleon angehört hat.

(Seite 13, letzter Absatz). :

„.. . Dem Unterzeichneten (Girtler als Spitalsdirektor) wurde endlich von dem Französischen Armee Commando aufgetragen, die Dienstleistung in den zu Landshut bestandenen Spitälern mit dem beihabenden Personale fortzusetzen. Da aber die Verpflegung derselben von den Bayerischen Autoritären besorgt wurde, so kann der Hochlöbliche Hofkriegsrath von selbst gnädigst ermessen, mit welchen Schwierigkeiten Unterzeichneter zu kämpfen hatte, um sich das zum Lebensunterhalth für die Kranken und Blessierten Nöthige, deren Anzahl bis auf 2000 Mann heran gewachsen war, zu verschaffen, da diese Autoritäten ihren grenzenlosen Hass gegen das durchlauchtigste Haus Österreich sogar auf diese Unglücklichen ausgedehnt hatten, um sie beinahe verhungern haben lassen würden, wenn Unterzeichneter nicht einen entscheidenden Schritt gewagt, und nicht persönlich den Beistand des französischen Kaisers, der nach der Regensburger Schlacht wieder nach Landshut gekommen, angerufen hätte.

Mit größter Aufmerksamkeit wurde der Unterzeichnende angehört und dem allsogleich einer seiner Adjutanten mitgegeben mit dem Auftrage, die österreichischen Spitäler binnen 3 Stunden bei schwerster Verantwortung mit allem Nötigen zu versehen, und solche in der Folge ohne allen Unterschied von den Franzosen zu behandeln. Dies geschah hernach pünktlich; zog aber dem Unterzeichneten so viel Verdruss ja sogar Misshandlung zu, dass er hätte aus Gram unterliegen müssen, wenn man ihn nicht wider sein Vermuthen gleich anderen in die Gefangenschaft nach Challons geschickt hätte.

Unstreitig hätte aber ohne der hier gemachten Schritte ein Theil der österreichischen Kranken und Blessierten aus Mangel an Lebensunterhalt, und nach anderen der Bedürfnissen, da man die ersten Tage zum Verbund hatte bekommen können, zu Grunde gehen müssten.

Landshut 29. April 1809 Girtler K.k.Obristlieutenant und Spitäler Directeur".

Dominic, der "mit Wunden bedeckte Krieger" als Vorbild

Es existiert ein Schreiben von Joseph Girtler von Kleeborn an Kaiser Franz vom Mai 1816, Dominic war schon verstorben, in dem ausdrücklich auf Dominic als Vorbild hingewiesen wird, damit der Adel auf Anton Girtler übertragen wird, (ohne ihn wäre vielleicht der Adelstitel nicht auf Anton Girtler u. Nachkommen übertragen worden)

Insgesamt sind es 10 Seiten, die Joseph an den Kaiser richtete. Ich habe dieses Schreiben im österreichischen Militärarchiv, das damals in der Stiftskaserne untergebracht war, aufgefunden und kopiert. Die betreffenden Seiten habe ich transkribiert. Einige Seiten gebe ich hier wieder:

Allerdurchlauchtigster großmächtigster Kaiser

Allergnädigster Herr !

 

Euere Majestät hatten die allerhöchste Gnade mir vor 21 Jahren den erbländischen Ritterstand, so wie das böhmische Incolat huldreichst zu verleihen.

Meine bey dem Niederländischen General Gouvernement in der schwierigsten Zeit-Periode der dortigen Revolution geleisteten Dienste waren es, die Euer Majestät zu berücksichtigen , und auf diese Art zu belohnen geruht haben. Durch diese Gnade wurde ich in Stand gesetzt ein in meinem Vaterlande Böhmen acquirirtes Landständisches Guth, welches ich der Unterstützung Ihrer Königlichen Hoheiten Weiland der Erzherzogin Maria Christina und Herzog Albrechts von Sachsen Teschen zu verdanken hatte, nicht nur gesetzmässig zu besitzen, sondern auch auf meine descendenz zu vererben.

 ..........

Da aber dieser Bruder vermöge seiner bürgerlichen Abstammung zu dem Besitze einer landständischen Realität nicht geeignet ist, so kann nur durch Euer Majestät allerhöchste Huld und Gnade diesem Mangel abgeholfen, und das Glück einer Familie begründet werden, die in ihrem Monarchen zugleich ihren Wohlthäter bis in die spätesten Generationen verehren wird. (S 3)

Ich wage es demnach Euer Majestät unterthänigst zu bitten, womit es Allerhöchstderselben gefällig sein möchte, meinem bedachten Bruder Anton Girtler Administrator meines in Böhmen, und zwar im Bidschower Kreise gelegnen Guthes Kundschütz, den erbländischen Ritterstand mit dem Predikate von Kleeborn, sowie das böhmische Incolat für ihn und seine eheleibliche Nachkommenschaft gegen Erlag der Taxen allergnädigst zu verleihen.

Zu Unterstützung dieser alleruntertänigsten Bitte glaube ich Folgendes

ehrerbietigst anführen zu können:

 

1. Dass ich einem Zweige der Allerhöchsten Familie, nämlich Weiland der Erzherzogin Maria Christina und Ihrem durchlauchtigsten Gemahl durch volle 36 Jahre diene, und dass ich mich über die Art, wie ich gedient habe, getrost auf das Zeugnis Sr. Königlichen Hoheit des Herzogs berufen könne. .................. (S 9)

wie mein dritter Bruder (Dominic Girtler - Vorfahre von Roland, Dieter und Erika G. u.a.), ein mit Wunden bedeckter Krieger, der als k.k. Obrist-Lieutenant und Anno 1814 Spitals-Commandant bei der Rhein-Armee als Opfer seines Berufes durch Ansteckung zu Fulda sein Leben endete, das Beispiel gegeben hat.

In Erwägung der vorangeführten Gründe schmeichelt sich Endes Unterzeichneter der Erhörung seiner alleruntertänigsten Bitte hoffnungsvoll entgegen sehen zu können in der tiefsten Unterwürfigkeit ersterbend

Euer kaiserlichen Majestät

 

Alleruntertänigster allergetreuester

Joseph Girtler von Kleeborn

Hofrat bei Sr. königlichen Hoheit Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen 4. Mai 1816

Gestatte mir, hier die betreffenden Seiten aus dem Brief Josephs an den Kaiser von 1816, in dem Dominic als ein "mit Wunden bedeckten Krieger" begriffen wird, hier -z. T. etwas verkleinert - im Original zu zeigen :

Mein Vorfahre wirde in diesem Brief geradezu als Vorbild hingestellt. Josef Girtler bittet nun, da durch meinen Vorfahren die Kühnheit und Tüchtigkeit der Girtlers unterstrichen wird, den Adelstitel Ritter von Kleeborn samt Gut an Anton Girtler übertragen werde, was auch geschah.

 

Die Nachfahren Dominics waren Verwalter bei einem Erzherzog, aber auch ein Bankbeamter, dessen Sohn Rudolf Girtler, also mein Großvater, Technik studierte und es zum Professor für Mechanik und Statik an der Deutschen technischen Hochschule in Brünn und schließlich an der Wiener Technik wurde. Zu seinem Freundeskreis in Brünn gehörte Viktor Kaplan, der Erfinder nach ihm benannten Turbine. Dessen Sohn war mein Vater Dr. Roland Girtler, der in Wien Medizin studiert hat und nach dem Krieg mit meiner Mutter, auch sie hatte Medizin studiert Ärzte in Spital am Pyhrn wurden, wo ich aufwuchs. Darüber ist in den nächsten Kapiteln mehr zu erfahren.