6. Hirtenbrief: Typologie der Dirnen —  Brief eines Kunden einer Dirne — Mit Kriminalbeamten am Strich

Eine Typologie der Dirnen nach Ihrem Zugang zum Strich

Briefwechsel eines Kunden einer Prostituierten mit Roland Girtler als Verfasser des Buches „Der Strich“ – Fragen nach einem „Schäferstündchen“ mit einer Prostituierten.

 

Lesen Sie hier von einem interessanten Briefwechsel vom Mai 2020

Die Kriminalisten und Girtler am Strich

 

Aus: diekriminalisten.at vom März 2015

 

Der Strich in Wien hat sich in den letzten 30 Jahren

ordentlich verändert. Soziologie-Professor Roland Girtler

und drei Kriminalbeamte gingen gemeinsam auf Streife,

um festzustellen, was heute anders ist als 1980.

 

Kurz, schnell und günstig – das sind die Anforderungen, die die Kunden heute an die

Prostituierten stellen“, sagt Albert Lager, Gruppenführer im Landeskriminalamt und

mit der Bekämpfung negativer Begleiterscheinungen der Prostitution beschäftigt.

„Den Konsumenten von heute interessiert es nicht, sich mit einer Prostituierten in

eine Bar zu setzen, ihr zwei Piccolos zu zahlen und erst dann aufs Zimmer zu gehen.

Das muss heute schneller gehen.“

 

„Das war natürlich früher ganz anders – nicht weil es die oft nur vermeintlich gute,

alte Zeit war“, sagt Univ.-Prof. Dr. Roland Girtler, pensionierter Soziologie-Professor

der Universität Wien. „Das ganze Leben war früher anders. Da darf es einen nicht

wundern, wenn auch dieses Geschäft sich ordentlich gewandelt hat. Aber es war

früher ehrlicher, habe ich das Gefühl.“

 

Roland Girtler ist in den 1970er- und 1980er-Jahren bekannt geworden für seine

Studien der Unterwelt. Es waren die Benachteiligten, die ihn interessiert haben. Er

führte seine Studien nicht nur unter den Augen der Polizei durch, sondern oft

gemeinsam mit Polizisten, während sie auf Streife waren und er auf „Feldforschung“.

„Es war früher eine Ehre, sich mit einer schönen Frau unterhalten zu dürfen“, sagt

Girtler. „Heute hat das Internet alle Schweinereien übernommen. Die Leute sind

gewöhnt zu bekommen, was sie wollen, und zwar ohne langes Herumreden.“

 

Lokalaugenschein. Am Abend des 2. März 2015 nahm der „Herr Professor“ den

Strich in Wien erneut unter die Lupe – zum ersten Mal wieder nach 35 Jahren. Er hat

sein Buch im Rucksack: „Der Strich – Soziologie eines Milieus“, zuletzt erschienen

2004 in der 5. Auflage. Im Café während einer Pause der Kriminalbeamten liest er

einige Zeilen aus dem Buch vor. Er schildert, wie es früher war, berichtet über seine

Erlebnisse beim Augenschein mit den Kriminalbeamten am Praterstrich. Die

Kriminalbeamten Albert Lager, Erwin Bauer und Jürgen Wachter, die heute Abend

mit dem Professor unterwegs sind, haben selbst ähnliche Erfahrungen gemacht wie

er.

 

„Einmal, in den achtziger Jahren haben mich eure Kollegen zu einer Hausdurchsuchung bei einer älteren Prostituierten am Vogelweidplatz bei der

Stadthalle im Fünfzehnten mitgenommen“, schildert Girtler. „Sie hat gerade einen

jungen BOKU-Studenten bei sich als Kunden gehabt.“ Die Hausdurchsuchung zielte

auf Konservendosen ab – wahrscheinlich vom Zuhälter der Dame bei einem

Einbruch erbeutet. Sie behauptete hingegen, sie habe die Konservendosen von

einem Bekannten aus Amerika geschickt bekommen. „Der glaubt, wir verhungern

immer noch in Österreich“, sagte die Prostituierte zu den Kriminalbeamten. Sie

nahmen die Frau trotzdem mit ins Kommissariat – den BOKU-Studenten ebenfalls.

„Ich habe gefragt, warum auch den Burschen?“, erzählt Girtler. „Darauf hat mir der

Gruppenführer der Kriminalbeamten gesagt: Wer auf einem Gebiet abwegig ist, ist es

auch auf einem anderen.“ Die „Abwegigkeit“ bezog sich wohl auf den Besuch einer

Prostituierten.

 

Der „Ederl“ und der „Bua“. Girtler erzählt, wie er vier Monate lang im Spital lag, in

einem 24-Betten-Zimmer, neben ihm der Zuhälter „Ederl“. Den Spitalsaufenthalt hatte

ein Rivale dem „Ederl“ beschert – mit einem Herzstich. Der damalige Jus-Student

Roland Girtler war von seinem Motorrad abgeworfen worden und lag deshalb im

Krankenhaus.

 

„Da war die Schwester Hermi“, schildert der Professor. „Die war immer frech zu mir.

Das hat dem Ederl nicht gepasst, weil ich war der Bua, der ihm sympathisch war und

den er gern gehabt hat. Und wen er gern gehabt hat, der Ederl, der hat auf ihn

zählen können.“ So habe der „Ederl“ einmal der Schwester Hermi geraten, den

„Buam“ ordentlich zu behandeln, sonst würde er, der „Ederl“, einen „Fünfzehner“ in

Kauf nehmen.

 

„Die Schwester Hermi ist im ersten Moment gar nicht mitgekommen, was der Ederl

meint“, erzählt Girtler. Erst später dürfte sie jemand darüber aufgeklärt haben, was

ein „Fünfzehner“ ist – nämlich fünfzehn Jahre Haft wegen Mordes. „Denn ab dem

nächsten Tag war sie extrem freundlich zu mir.“

 

Gern gehabt hat der „Ederl“ den „Buam“ wahrscheinlich deswegen, weil der „Bua“

ihm zugehört hat. Er hat sich abgehaut, wenn sich der „Ederl“ schlafend gestellt hat,

sobald ein Kriminalbeamter das Krankenzimmer betreten hatte, um ihn wegen des

Herzstichs zu befragen. Schweigen war die Spezialität vom „Ederl“. „Das hat sich bis

heute durchgezogen“, sagt Girtler. „Immer, wenn dem Ederl seine Kollegen irgendwo

im Fernsehen aufgetreten sind, hat er sich aufgeregt darüber.“ Selbst als ihn Girtler

für sein Buch „Eigenwillige Karrieren“ interviewte, ließ er es nicht zu, dass ihn Girtler

mit dem Diktiergerät aufnahm.

 

Das Zuhören sollte nach dem Spitalsaufenthalt zum Broterwerb für Girtler werden.

Als er wieder „in Freiheit“ war, sattelte er von Jus um auf Anthropologie, die Lehre

vom Menschen – das Fach Soziologie hat es damals noch nicht gegeben. Girtler

begann zu studieren, wie Menschen zusammenleben, in ihren Kulturen und vor allem

wie sie in ihren Subkulturen und Milieus leben. Zum „Ederl“ hat er heute noch

Kontakt.

 

Zu nah ließ sich Girtler aber nie vom Feuer anziehen. „Klar, sind mir Dirnen

angeboten worden“, berichtet der Professor. „Aber ich habe nie ja gesagt. Weil, wenn

du ja sagst, verlieren sie jede Achtung vor dir und sie drehen dir den Spieß um.

Plötzlich bist nicht mehr du derjenige, der von ihnen etwas erfährt, sondern sie

machen dich zu ihrem Werkzeug. Schließlich bist du ja dann auch noch erpressbar.“

 

Wenig Romantik. Wenn Girtler von Dirnen und Zuhältern spricht, klingt es, als

spräche er von einer verklärten Vergangenheit – mit Räubern und Gaunern und

Königen und Prinzessinnen, wobei das Gute am Ende immer Sieger ist. „Das ist mir schon klar, romantisch sehen darf man das auch wieder nicht“, sagt der Soziologe.

„Das Geschäft war schon früher kein Kindergeburtstag.“ Schießereien am Gürtel,

Messerstechereien im Prater hatten nichts mit Bubenstreichen zu tun. Einem

sogenannten Ehrenstrizzi ins Gehege zu kommen, konnte in einem Intensiv-Bett

enden. Rivalitäten gab es auch unter den Prostituierten.

 

„Aber ich habe das Gefühl, es ist ehrlicher zugegangen am Strich“, sagt Roland

Girtler. „Einmal habe ich einem Zuhälter von Schwierigkeiten mit meinem damaligen

Schwiegersohn erzählt. Er hat mir lange zugehört und plötzlich hat er gesagt: Soll ich

mit ihm reden? Ich habe gesagt: Um Gottes Willen, nur das nicht!“ Das Wort „reden“

könnten Außenstehende mit einem Bauchstich verwechseln.

 

„Die Polizei hat früher auch von den Strizzis profitiert“, sagt Girtler. „Einer hat mir das

auch einmal bestätigt: Die Polizei muss froh sein, dass es uns gibt.“ „Das war

manchmal tatsächlich so“, sagt Albert Lager. „Die Zuhälter waren manchmal eine Art

Korrektiv in der Unterwelt. In den neunziger Jahren zum Beispiel haben wir einmal in

einem Lokal einen Bulgaren gesucht. Da sind wir auf einen Pseudo-Geschäftsführer

in einer Bar geraten, der hat sich aufgespielt und gesagt, mit der Polizei redet er

nichts.“ Erst als eine „Rotlichtgröße“ dazu kam und dem Widerspenstigen ins

Gewissen redete, sprach auch dieser – mit der Polizei.

 

„Es war aber immer eine Distanz da“, sagt Lager. „Uns war bewusst, jemand, der

sich als Rotlichtgröße sieht, wird nie ein Informant im herkömmlichen Sinne sein für

uns. Aber irgendwie war es doch Kommunikation; und bis zu einem gewissen Grad

auf Augenhöhe.“

 

„Ein Strizzi hat früher etwas auf sich gehalten“, erklärt Roland Girtler. „Es war ein

Zeichen des Ranges, wenn er Goldringe getragen hat und Goldketten, wenn er einen

Rolls-Royce gefahren ist, genagelte Schuhe getragen hat, gebügelte Hemden, die

teuersten Mäntel und die feinsten Hüte.“

 

Im Jogger beim Verhör. „Was es damit auf sich hat, kann ich nicht sagen, aber der

 

Herr Professor hat recht“, pflichtet Erwin Bauer bei. „Heute sitzen sie in Jogging-

Hosen bei der Einvernahme.“ Bauer ist seit 1985 Polizist. Er hat wie Albert Lager

 

noch die „alte Garde“ der Wiener Zuhälter am Gürtel und im Prater kennengelernt.

Albert Lager ist seit 1989 bei der Polizei. Er hatte als junger Polizist im zweiten Bezirk

mit dem Praterstrich zu tun, zu einer Zeit, als die Preise am Strich nach der

Ostöffnung 1989 in Wien verfielen.

 

Der Jüngste der Streife am 2. März 2015 ist Jürgen Wachter. Er ist seit 1999 Polizist

und kennt den früheren Strich in Wien nur aus Erzählungen, den heutigen aber

schon seit mehreren Jahren.

 

Spaziergang in Stöckelschuhen. Wenn im Stuwerviertel – so wie die drei

Kriminalbeamten und der Professor – um neun Uhr abends am Max-Winter-Platz vor

dem „Pam-Pam“ eine Gruppe von Männern mittleren Alters steht, sollten

Geheimprostituierte wissen: Das sind keine Kunden. Die beiden jungen Damen, die

auf der Straßenseite gegenüber stehen, ahnen es und verlassen ihren Standplatz.

„Im November 2011 ist das Prostitutionswesen in Wien neu geregelt worden“, erklärt

Albert Lager. „Straßenstrich gibt es derzeit nur einen im 21. und einen im 23. Bezirk.“

Im Stuwerviertel im 2. Bezirk sei der Straßenstrich jedenfalls verboten. Die

Kriminalisten holen die beiden jungen Damen ein. Sie sind 19 und 20 Jahre alt. Die

Lange von den beiden ist nicht von Natur aus so lang. Sie trägt Schuhe mit

mindestens 15 cm hohen Stöckeln. „Spazieren“, antwortet sie mit ungarischem

Akzent auf die Frage des Kriminalbeamten, wohin sie es so eilig habe. „Mit diesen

Schuhen und im Minirock bei Temperaturen um null Grad?“, lautet die Gegenfrage des Kriminalisten.

 

Roland Girtler beobachtet die Szene. „Fesch“, sagt er. „Fesche, junge Madln.“ Das

habe es früher auch schon gegeben – nur in anderer Form: „Früher sind die jungen

Frauen vom Land in die Stadt gelockt worden. Die Strizzis haben ihnen im

Dorfwirtshaus, wo sie vielleicht als Kellnerin gearbeitet haben, von der großen weiten

Welt in Wien erzählt.“ Die jungen Bäuerinnen seien voll der Hoffnung nach Wien

gekommen – und am Strich gelandet.

 

„Das ist heute nicht viel anders“, sagt Girtler. „Nur sind es heute keine jungen Frauen

aus dem Waldviertel oder aus Kärnten, sondern aus Ungarn, Rumänien und

Bulgarien.“ Die Träume seien dieselben, die Versprechungen auch und genauso das

Ende: pro Stangentanz mit ein paar Euro bezahlt, geschlagen, gedemütigt,

vergewaltigt, missbraucht am Strich.

 

„Die Ansprüche am Strich sind höher geworden“, sagt Roland Girtler. „Das hat mir

eine Prostituierte unlängst erzählt. Es geht immer öfter ins Perverse.“ Er halte das

Perverse für eine Art Ventil für „Leute, die alles haben“. „Früher waren die Leute mit

wenig zufrieden. Da hat oft das Schmähführen mit einer schönen Kellnerin gereicht.“

 

Schönheit an der Stange. Sehen wir uns an, wie das mit den

Kellnerinnenschönheiten im Stuwerviertel heute ist: Wir landen in einer Bar. Sie ist

leer, zumindest kundenleer. Die Kellnerin Xenia ist eine Polin, die seit 30 Jahren in

Wien ist. Sie ist – nach eigenen Angaben – „50 plus-plus“. „Früher haben wir

tagsüber vier, fünf Mädchen hier in der Bar gehabt und in der Nacht sechs, sieben“,

erzählt sie. Heute umgarnen „Rosa“ und „Candy“ tanzend die Stangen des Lokals.

Beide sind jenseits der vierzig. Rosa ist aus der Dominikanischen Republik und seit

September 2014 in Österreich, Candy ist aus Kuba und erst seit Weihnachten da. Sie

sprechen kaum Deutsch. Dafür kann Xenia besser Deutsch als jeder Österreicher,

sagt sie. Und mit dem Mund müssten die jungen Damen ja nicht arbeiten –

zumindest nicht als Sprechwerkzeug.

 

„Mit dem Preisverfall sind auch für die österreichischen Zuhälter die Einnahmen

versiegt“, sagt Albert Lager. „Die Mädchen sind heute mit der Mindestsicherung

besser dran als am Strich.“ Junge Frauen aus dem Osten drängen – gedrängt von

Zuhältern und Menschenhändlern – immer noch in Richtung Westen. „Sehr oft

kommen auch Frauen aus Südamerika und China zu uns.“ Auch Lady-Boys seien

darunter – Männer, die ihre weichen, weiblichen Züge dazu benützen, um sich als

Frauen zu verkaufen.

 

Durchlauf am Strich. Was der Mega-Baumax am Baumarkt-Sektor ist, ist das

Laufhaus am Strich. Die drei Kriminalbeamten und Roland Girtler nehmen ein

solches in Wien Donaustadt in Augenschein. Es nennt sich „Kontakt-Zentrum“ mit

einem klingenden französischen Namen. In einem kleinen Nebenhaus sitzt ein

Aufpasser, eine Art Portier in seiner Loge. Dort läuft der Fernseher auf RTL-Plus. Im

kleinen Foyer des mehrstöckigen Laufhauses hängt eine große Tafel mit

Originalfotos der hier beschäftigten Damen, samt Handynummer – damit niemand

die Katze im Sack kauft (oder besser: mietet): Patricia auf Zimmer 15, Bianca auf 14,

beide Rumäninnen, Tina auf 11, Ina auf 12. Von etwas fester bis ganz dürr ist hier

alles dabei – von Raluka über Dolly, Vivien bis zur drallen Gitti. Ein drahtiger, grau

melierter Mann gustiert an der Tafel die heißen Angebote. Er nimmt auch die

Preistafel mit den „Service-Preisen“ in Augenschein: ab 50 Euro! Das Top-Angebot

bezieht sich auf die Kategorie „Dauer: 15 Minuten“. Für 30 Minuten kostet der Spaß

70 bis 80 Euro. „Extras“ wie „Naturfranzösisch“ kostet 20 Euro Aufpreis, „Griechisch“

50, „Mundvollendung“ 20, „Küssen“ 20 und „Fuß-Erotik“ 20 Euro – es handle sich um „unverbindliche Richtpreise“, steht im Kleingedruckten. Wer den SM-Raum (Sado-

Maso) mieten will, muss 50 Euro extra bezahlen. Das „Mädchen ist allerdings nicht inkludiert“, ist auf der Preistabelle vorsorglich angegeben.

 

Die jungen Damen warten in wenige Quadratmeter großen Zimmerchen auf

Konsumenten. Eine offene Zimmertür bedeutet: Ich bin für dich bereit. Eine

geschlossene Zimmertür heißt: Hier wird gearbeitet. In manchen Fällen weist ein

Besetzt-Schild auf den Aktivierungsgrad der untergebrachten Damen hin.

Es ist fast wie im Internet: „Frauen auf Klick“. „Sicher ganz praktisch für die Freier“,

sagt der Soziologieprofessor. „Aber mit Stil hat das wenig zu tun.“ Beim Eingang

liegen Prospekte – für „Insider. Es sind Verzeichnisse mit Laufhäusern, Hostessen,

Escort-Services und Clubs.

 

Die drei Kriminalbeamten und Professor Girtler beenden ihren Augenschein. Fazit

des Herrn Professors: „Vieles ist neu, vieles aber wird sich niemals ändern“, sagt er.

Der Markt hat sich einerseits erweitert – sowohl in den Niedrigpreissektor bis hinunter

zum Sex mit Drogenabhängigen um 20 Euro, als auch in den Hochpreissektor hinauf

mit Wellness-Charakter, bei dem um 500 Euro Essen und Trinken inkludiert sind,

zusammen mit einer halben Stunde Verwöhnungsphase mit einer Schönheit aus

Bangkok, Peking oder Brasilia.

 

#Rotlicht in Wien

In Wien gibt es derzeit knapp 3.600 gemeldete Prostituierte, 70 davon sind männlich.

Sie stammen vorwiegend aus EU-Ländern, hauptsächlich aus Rumänien (fast 1.400)

und Ungarn (knapp 900). Knapp über 100 Prostituierte sind Österreicherinnen. Es

gibt rund 300 Bordelle in Wien; über 20 illegale Betriebe wurden im Vorjahr

geschlossen. Derzeit gibt es etwa ein Dutzend Laufhäuser. Häufig sind auch Studios

darunter, mit zwei bis drei Zimmern für „freiberufliche“ Prostituierte.

Der Gruppe Lager wurden 2014 knapp 300 Anzeigen nach dem Prostitutionsgesetz

gemeldet, dem Ausländerbeschäftigungsgesetz und anderen Bestimmungen im

Zusammenhang mit dem Sexgewerbe. Einen Straßenstrich gibt es erlaubterweise nur in Wien-Floridsdorf im Bereich Einzingerstraße/Autokaderstraße und in Wien-

Liesing im Bereich Brunnerstraße. Auch am Straßenstrich sind hauptsächlich Rumäninnen, Ungarinnen und teilweise Nigerianerinnen unterwegs. Immer wieder

muss die Polizei bei „Standplatz-Streitigkeiten“ einschreiten. Es kommt zu

Bedrohungen, Nötigungen und Körperverletzungen.

 

Immer wieder kommt es auch zu illegalen Anbahnungen in den Straßen des

Stuwerviertels und rund um den Westbahnhof sowie im Bereich der „Lugner-City“ in

der Nähe der Wiener Stadthalle. Das Stuwerviertel wurde im Vorjahr auch deshalb

immer mehr zur Problemzone, weil dort immer wieder minderjährige Mädchen auf

den Strich geschickt wurden.