Studium der Urgeschichte

Edle Professoren, freundliche Kolleginnen und Kollegen, Ausgrabungen und Aktivisten Im Hörsaal

An mein Studium der Urgeschichte denke ich mit Wohlwollen. Ich habe viele Freunde am Institut für Urgeschichte, das damals noch im Neuen Institutsgebäude hinter der Alten Universität untergebracht war.

 

Die Vorlesungen und Seminare bei Pittioni und Felgenhauer waren interessant. Professor Felgenhauer pflegte damals mit uns Studenten - wir waren nicht mehr als 5 - nach den Seminaren noch ein Gasthaus aufzusuchen. Zu mir meinte er einmal, er würde mit mir auf kein Bier mehr gehen, da ich ihm regelmäßig, ich rede gerne mit Händen , ein Bierglas unabsichtlich hinauf geschüttet habe.

 

Damals studierte ich mit Wolfgang Heinrich Urgeschichte, er wurde zu meinem Freund. Leider habe ich ihn später aus den Augen verloren. Eine liebenswürdige Kollegin war Sabine Schmied, die Professorin für mittelalterliche Archäologie wurde und Herrn Professor Felgenhauer heiratete. Ihr Enkel besuchte mit meinem Enkel gemeinsam das Gymnasium.

 

Mein Enkel war einmal in der Familie von Sabines Enkel eingeladen. Dabei erzählte er, dass seine Mutter auch Alte Geschichte studiert habe. Sabine fragte ihn darauf, wie seine Mutter mit dem Mädchennamen heiße. Darauf sagte mein Enkel: "Girtler". Sabine erzählte darauf, mit ihr habe ein Girtler studiert. Alwin antwortete, das könne nur sein Großvater, also ich, sein. Bald drauf trafen wir uns. Sabine konnte sich noch gut erinnern, wie ich ihr in der Mensa im Neuen Institutsgebäude erzählte, dass meine Tochter Heidrun zur Welt gekommen ist.

 

Ich habe an einigen Ausgrabungen teilgenommen, eine mit Professor Felgenhauer im Ganglhölzl bei Ort an der Donau, dabei handelte es sich um eine sogenannte Wüstung, also um ein Dorf, das im Sande der Donau verschwunden ist. Mit der Frau von Clemens Eibner, der ein angesehener Professor in Heidelberg wurde, Alexandrine hieß sie, wir nannten sie Tussi, nahm ich an einer bronzezeitliche Grabung in Großweikersdorf teil.

 

Ich erinnere mich, dass wir im Nachbarort Maissau am Abend nach einer Ausgrabung an einem sogenannten "Sautanz" teilgenommen haben, bei dem ich in eine Rauferei mit einem Bauernburschen verwickelt wurde. 

 

Ich war damals auch Mitglied der Urgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft. Wir trafen uns fast jede Woche an einem Mittwochabend, um Vorträge zu planen, unsere Zeitschrift herauszugeben usw. Danach saßen wir beim Bier und ließen es uns gut gehen. Es war eine spannende Zeit, zu der auch Weihnachtsfeiern u. ä. gehörten.

Die Uni-Ferkelei im Jahre 1968

Ich erlebte das Jahr 1968, das Jahr in dem Studenten allerhand revolutionäre Aktionen starteten, als Urgeschichtler. Einige dieser Aktionen bzw. Happenings waren heiter und regten zum Denken an. Sie hatten sogar meine Sympathien. Ich lernte damals den Künstler Zechyr und dessen Freund Barabas, ebenso ein Maler, kennen. Dieser Barabas hatte sogar eine Musikgruppe geschaffen, die er "unorthodox Jazz" nannte. Als ich ihm einmal erzählte, ich würde unglaublich falsch singen, lud er mich ein, in seiner Musikgruppe mitzusingen, denn sie bräuchten noch einen, der sehr falsch singt. Ich lehnte dieses Angebot jedoch höflich lächelnd ab.

 

Es gab unter diesen Aktivisten des Jahres 1968 einige, die allerdings sehr übertrieben und die Regeln des guten Geschmacks verletzt haben. Dazu gehörten jene Herren, die am 7. Juni 1968 im großen Hörsaal des Institutsgebäudes vor 300 Zusehern ein sonderbares Happening veranstalteten. Diese „Künstler und Revolutionäre“, wie sie sich selbst sahen, waren Günter Brus, Peter Weibel und Otto Muehl, der die berühmte Muehlkommune gegründet hat und später wegen Kindesmissbrauch zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Bei diesem sogenannten Happening am 7. Juni wollten diese Herren durch bewussten Tabubruch Aufsehen erregen, was ihnen auch gelang.

 

Zu dem Zeitpunkt, als diese Veranstaltung durchgeführt wurde, befand ich mich mit Kollegen im Institut für Urgeschichte, das im ersten Stock über dem Hörsaal lag. Irgendwie haben wir Kunde davon erhalten, dass es in dem Hörsaal wild zugehe. Herr Professor Felgenhauer schickt uns hinunter. Wir gingen in den vollbesetzten Hörsaal. Ich wurde Zeuge, wie die Herren Aktivisten am Podium u.a. sich nackt auszogen, masturbierten und ihre Notdurft verrichteten. Dabei sangen sie die österreichische Bundeshymne. Eine Tageszeitung bezeichnete diese Veranstaltung als Uni-Ferkelei, als solche wurde sie berühmt. Als wir Herrn Professor Felgenhauer berichteten, wie schamlos die Herrn Revolutionäre sich im Hörsaal betätigen und dass sie sogar in den Hörsaal "machten", bat er uns, mit einer guten Kamera, mit der für gewöhnlich Ausgrabungen fotografiert wurden, die Hinterlassenschaften dieser Herren zu fotografieren. Herwig Friesinger tat dies auch. Was mit diesen Fotos geschehen ist, darüber ist mir nichts bekannt.

 

Um mir etwas Geld zu verdienen, arbeitete ich am Institut für Urgeschichte eine Zeit als Scherbenwascher. Ich musste Tonscherben, die von diversen Ausgrabungen stammten und sehr verdreckt oder verkrustet waren, mit einem speziellen Mittel, das gefährlich roch, waschen. Aus solchen Scherben versuchte man dann, ganze Krüge wieder herzustellen, es waren Krüge von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter.

Der Verwahrfund in Schiltern

Jedenfalls war für mich auch das Urgeschichtsstudium mit spannenden Erlebnissen, zu denen vor allem die Ausgrabungen gehörten, verbunden. Zu meinen Lehrern gehörten neben Professor Fritz Felgenhauer und Professor Pittioni auch Clemens Eibner und Herwig Friesinger.

 

Immerhin brachte ich es zu einer Publikation, die in einer archäologischen Fachzeitschrift erschien. Bei dieser Arbeit, die als Proseminar gedacht war, ging es um einen Fund in Schiltern aus der Zeit um 800 v. Chr. Um die einzelnen Gegenstände zu deuten, unternahm ich sogar einige Gussversuche. Hier ist diese Arbeit wiedergegeben:

Auch mit Gerhard Trnka vom Institut für Urgeschichte, er brachte es zum Professor, war ich als Ausgräber unterwegs, und zwar in Schiltern bei der Ruine Kronsegg. Auch bei dieser Ausgrabung war mein Sohn Roland dabei – gemeinsam mit seinem Freund Andreas Schneeweiss. Wir schliefen damals im Turnsaal einer Schule in unseren Schlafsäcken. Jeden Tag gingen wir in den Wald bei der Ruine Kronsegg, die um 1000 n. Chr. urkundlich erwähnt wurde, um dort Quadrate auszuheben – nach allen Regeln der archäologischen Kunst.

 

Gerhard Trnka schickte mir schriftliches Material dazu. Welches sich auf diese Ausgrabung bezieht. Ich gebe hier wieder, damit der geneigte Leser einen kleinen Einblick erhält in die Organisation einer kleinen Grabung, wie sie Gerhard Trnka mit einer gewissen Nonchalance organisiert hat.