Randkulturen gehören zur bunten Vielfalt menschlichen Lebens. Fast alle haben, wie ich bei meinen Forschungen gesehen habe, eine lange Geschichte voll Jammer, Elend, Not und Ärger. Manche haben auch ihren Zauber und für manche ist Gewalt charakteristisch. Alle Randkulturen haben eine spezielle Kultur, zu der eine eigene Sprache und viele Rituale, z.B. wie die der Fußballfans, gehören. Auf Grund meiner Forschungen glaube ich, vier Typen von Randkulturen "ideal" ausnehmen zu können.
Folgende Themen werden u.a. in der Vorlesung (voraussichtlich) behandelt werden:
Literatur u.a.:
Howard Becker, Außenseiter, Frankfurt a. M. 1989 (Becker ist auch aus methodischen Gründen interessant, da er gut aufzeigt, wie man - z. B. in seiner Abhandlung über die Randkultur der Tanzmusiker - Gespräch bzw. Beobachtung miteinander verknüpft. Becker ist ein Anhänger der Forschung „in freier Wildbahn“, denn in den Gefängnissen sitzen nur die „Stümper“
Roland Girtler, Randkulturen - Theorie der Unanständigkeit, Wien 2000
Ned Polsky, Forschungsmethode, Moral und Kriminologie, in: J. Friedrichs (Hg.), Teilnehmende Beobachtung abweichenden Verhaltens, Stuttgart 1975, S 51ff) Polsky meint auch, Randkulturen kann man nur in direktem Kontakt zu den betreffenden Menschen untersuchen. Er ist ein großer Kritiker vor allem der Fragebögen.
Mein Buch “Randkulturen” , auf dem meine Vorlesung im Wesentlichen aufbaut, erschien 1995 im Böhlau-Verlag in Wien. Bei der 1997 in Leipzig stattgefundenen Buchmesse wurde dieses Buch im Rahmen einer Talkshow im großen Gerichtsgebäude von Leipzig vorgestellt. Bei der “Gerichtsverhandlung” trat ich als “Angeklagter” auf. Verteidigt wurden ich und mein Buch von Ulla Weigerstorfer, der ehemaligen “Miss World”.
Mit diesem Plakat wurde für den “Prozess” geworben:
Das Urteil der Richter fiel für mich und das Buch günstig aus - dank der charmanten Verteidigung. Offensichtlich gefiel den Richtern meine Meinung, dass unter Unterweltlern , Prostituierten, Vagabunden und anderem Volk es durchaus ehrenwerte Leute geben kann, und umgekehrt unter den “guten” Bürgern üble Zeitgenossen. Der Mensch lässt sich nicht so ohne weiteres einordnen. Wilhelm Busch beginnt daher seine Autobiographie ungefähr mit diesen Worten: “Kein Ding sieht so aus wie es ist, am wenigsten der Mensch , dieser lederne Sack voller Kniffe und Pfiffe”.