Wappen der Girtler

(Feldforscher, Bauern und Ritter)

Girtlers Feldforscherwappen

Girtlers Feldforscherwappen
Girtlers Feldforscherwappen

Dieses von mir, Roland Girtler, in aller Kühnheit (eifrige Gelehrte der Heraldik, der Wappenkunde, mögen staunen über diese) geschaffene Feldforscherwappen baut auf einer alten Familientradition auf, es ist eine bäuerliche und ritterliche, über die ich hier erzählen werde.

In den blauen Streifen des alten Girtler Wappens habe ich die für mich wohl wichtigsten Symbole der Feldforschung eingefügt: das Fahrrad, das Buch und die Schuhe.

 

Fahrrad und Schuhe sind Hinweise dafür, dass gute Feldforscherinnen und gute Feldforscher möglichst zu Fuß oder mit dem Fahrrad (zumindest eine kleine Strecke) sich zu jenen Leuten begeben sollen, über deren Kultur sie etwas erfahren wollen. Dadurch erhalten sie einen guten Zugang zu deren Umwelt. Ich selbst bin viel zu Fuß gegangen und mit dem Fahrrad gefahren, um mit Bauern, Wilderern, Schmugglern, Pfarrerköchinnen, Tierärzten und anderen Leuten zu sprechen.

 

Das Buch im Wappen soll andeuten, dass es für eine gute Feldforschung förderlich ist, ausführliche Beobachtungs- und Gesprächsprotokolle zu verfassen (dazu näher im Kapitel über die Methode der Feldforschung - vgl. das Wappen, das ich für unsere Feldforschungen in Siebenbürgen geschaffen habe , es ist im Internet zu finden unter: kukVfS. Dort ist auch einiges über unsere Forschungen in Siebenbürgen zu erfahren).

Das Bauernwappen der Girtler - und das des Ritters Girtler von Kleeborn

Girtler als deutsche Bauern in Böhmen werden bereits im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt.

 

Im 18. Jahrhundert tritt unser direkter Vorfahre Franz Girtler in das Licht der Geschichte Böhmens. Er war ein tüchtiger Mann, er war Bauer und Verwalter der Güter der Grafen Sweerts und Sporck in Lissa an der Elbe. Franz Girtler, so wird erzählt, tat sich u.a. hervor durch Experimente auf dem Gebiete des Ackerbaus und der Einfuhr seltener Pflanzen. Angeblich soll er sogar versucht haben, Orangenbäume in Böhmen zu pflanzen, allerdings ohne Erfolg. Jedenfalls ließ er seinen Söhnen, er hatte mehrere, eine gute Ausbildung angedeihen.

 

Zu seinen Söhnen gehören der 1753 in Lissa an der Elbe in Böhmen geborene Josef Girtler, und dessen Bruder Dominic Girtler, 1761 in Lissa geboren.

 

Direkt stammen wir von Dominic Girtler ab, der es im Heer gegen Napoleon zum Obristlieutenant gebracht hat und der sogar mit Napoleon persönlich sprach. In Originaldokumenten aus dieser Zeit, die ich besitze, wird er als "Dominik von Girtler" angesprochen. Über Dominik ist später noch mehr zu erzählen. Beide sind für die Geschichtswissenschaft von einigem Interesse.

 

Josef Girtler trat in die Dienste von Herzog von Albert Sachsen-Teschen - dieser gründete die nach ihm benannte Albertina - und seiner Frau der Erzherzogin Maria Christina, der Lieblingstochter Maria Theresias. Seine Tätigkeit bei diesen Herrschaften trug ihm schließlich den Titel Hofrat ein. Große Verdienste erwarb er sich durch seinen Einsatz für die albertinische Wasserleitung in Wien. Er wurde dafür 1805 Ehrenbürger von Wien. Wegen seiner vielen Verdienste wurde er als Girtler Ritter von Kleeborn geadelt.

 

Sein Wappenschild besteht aus zwei grünen Kleeblättern auf silbernem Grund. Diese Kleeblätter verweisen auf die bäuerliche Kultur seines Vaters. Sie werden durch einen schrägen blauen Streifen von einander getrennt. Dieser blaue Streifen erinnern an das Wasser, das lebenswichtig für die Tiere und die Pflanzen der Bauern ist. Auf diese Beziehung von Pflanze und Wasser verweist auch der Adelstitel von Josef Girtler, nämlich: "Ritter von Kleeborn". Der Klee ist eine wichtige Futterpflanze, er ist ein Symbol für den Sommer und die Liebe. Und der Begriff "Born" ist identisch mit Brunnen, auch dieser ist ein wichtiges Symbol, und zwar für das Wasser, ohne welches Leben nicht möglich ist.

 

Über Joseph Girtler ist im Buch "Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien" (1992) auf Seite 26 zu lesen, dass der Grund für seine Ehrenbürgerschaft :

"die Herstellung der albertinischen Wasserleitung von Hütteldorf bis in die Wiener Vorstädte Gumpendorf,  Mariahilf, Schottenfeld und Josefstadt“ ist.  

 

Weiter heißt es über ihn:

„Geb. Lissa, Böhmen, 11.4. 1753, gest. Wien 30.4. 1828.
1781 Kabinettsdirektor bei Erzherzogin Maria Christine und ihrem Gatten Herzog Albert von Sachsen-Teschen.
1787 - 1792 zugleich in Verwendung des Gouvernements in Brüssel "in wichtigen Zivil- und Militärangelegenheiten".
Danach Hofrat, Güterdirektor und Generalbevollmächtigter der herzöglichen Verwaltung, ab 1822 auch bei Alberts Erben Carl.
1794 Erwerb der böhmischen Herrschaft Kundschitz,
1795 nobilitiert (geadelt),
1804 zusätzlich Kauf der Herrschaft Oberwaltersdorf"

(Lit. dazu: Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser Österreichs, 1906/07, S 118)

 

In seinem Testament, das ich im Original besitze, beruft Josef sich ausdrücklich auf Dominik Girtler, unseren direkten Vorfahren. damit der Adelstitel an seinen Bruder Anton übertragen wird. Dominik war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Josef bezeichnete Dominik als "einen mit Wunden bedeckten Krieger, der im Feldlazarett zu Fulda 1814 sein Leben endete", um zu zeigen, dass die Girtlers eines Rittertitels würdig sind.

 

Daher sehe ich mich berechtigt, dieses Wappen auch für meinen Zweig der Familie anzuwenden, allerdings habe ich, um dieses Wappen zu einem echten Bauernwappen zu machen, die heraldisch rechte Krone (vom Betrachter aus links) des Girtler-Wappens grün bemalt und die heraldisch linke Krone (vom Betrachter aus rechts) blau.

 

Das Bauernwappen der Girtler ist oben zu sehen, das Wappen des geadelten Josef Girtler, das wohl auch zu unserer Familiengeschichte gehört, hier:

Wappen des Ritters Girtler von Kleeborn

Um 1974 lernte ich Frau Hermen Girtler von Kleeborn kennen, eine späte Nachfahrin von Anton Girtler, dem Bruder unseres Vorfahren Dominik Girtler.

 

Ihr Vater war ein bekannte Richter am Obersten Gerichtshof. Hermen von Kleeborn, die schauspielerisch und poetisch veranlagt war, hat einige schöne Gedichtbände herausgebracht. Wir freundeten uns als Verwandte an, sie war damals um die 70 Jahre alt und krank. Eine mit Hermen befreundete Dame, die sich um sie kümmerte, meinte damals zu mir, es wäre doch schön, wenn Hermen meinen Sohn adoptieren würde. So würde man die beiden Linien von Josef und Dominic Girtler zusammenführen, der Name Kleeborn könne weiter geführt werden. Bald darauf starb jedoch Hermen.

 

Aber immerhin erbte ich von Hermen von Kleeborn als ihr Verwandter ihre Familienakte. Ihre Mutter Ada war eine geborene Zwiedineck-Südenhorst, deren Vater Botschafter im Libanon war, wo sie geboren wurde. Ich hebe diese Akte, zu denen Heiratsurkunde, Totenscheine einiger Girtler von Kleeborns usw. gehören, gut auf.

 

Das für mich schönste Erbstück der Hermen von Kleeborn ist ein wundervoll gemaltes Familienwappen der Girtler von Kleeborn. Es hängt über meinem Schreibtisch in Wien. (In gewisser Weise sind wir im Sinne Hermen Girtler von Kleeborns - zumindest symbolisch - wahre Nachfahren der alten Girtler von Kleeborn).

 

Das Bauernwappen der Girtler, das ich aus dem Wappen von Josef Girtler von Kleeborn gebildet habe, möge meiner Familie weiterhin als wertvoll erscheinen. Im Wappenring meiner Schwester Erika, meiner Schwägerin Brigitte und meiner Tochter Heidrun wird diese Tradition bestens weiter geführt - ganz im Sinne des bäuerlichen Stammvaters Franz Girtler. Nach Aussage meines Vaters soll auch der Name Girtler auf ein bäuerliches Gut - das Gütl oder auch Girtl - verweisen.