Im Dezember 2015 besuchte ich das Jüdische Museum in der Dorotheergasse im 1. Bezirk Wiens. Dabei sah ich die gut gestaltete Ausstellung „Die Universität als Kampfzone“. Auf dem Prospekt, mit dem für diese Ausstellung Reklame gemacht wurde, ist eine Mensur in einer jüdischen schlagenden Wiener Studentenverbindung zu sehen.
In der Ausstellung wurde auch ein Comic aus einem Lucky Luke- Heft, gezeichnet von René Goscinny, zu sehen.
Auf diesem ist ein Wiener jüdischer Burschenschafter mit dem Namen Sigismund Freudenreich, er trägt einen langen weißen Bart, in einem Wild West-Saloon, dargestellt. Offensichtlich war er als Anthropologe in den Westen der USA gelangt. Er wird von Lucky Luke bewundert, weil er eben einen Wildwest-Helden im Duell nicht schießend mit dem Revolver sondern fechtend mit einer Fechtwaffe besiegt hat. Mit dem Hinweis des jüdischen Burschenschafters, dass er als Student das Fechten aus Zeitvertreib betrieben habe, deutet er auch an, dass er alte studentische Rituale schätzt.
Alexia Weiss schreibt dazu in der "Wiener Zeitung" vom 5.1.2015: "Eine kleine Szene, über die man schnell hinweg liest und die doch so viel preisgibt, wenn man sich in sie vertieft......Nichtsdestotrotz imponiert mir dieses Bild des wehrhaften Juden, das angesichts der Katastrophe, die in Deutschland 1933, in Österreich 1938 ihren Lauf nahm, im allgemeinen Bewusstsein ins Hintertreffen geriet".
In dieser Ausstellung war die "oft leidvolle Beziehung zwischen Wiener Universität" und jüdischen Studenten dargetan. Obwohl die Wiener jüdische Gemeinde bereits im 13. Jahrhundert ein eigenes Bildungssystem hatte, blieb die Universität bis zum Toleranzpatent von Josef II. 1782 jüdischen Bürgern verschlossen.
Juden wurden danach zu tüchtigen Studenten und Vertretern einer liberalen Weltsicht. Daher ist es auch klar, dass Studenten jüdischer Herkunft in burschenschaftliche und corpsstudentische Verbindungen in Wien, aufgenommen wurden oder zu deren Gründern solcher Bünde (wie z.B. des Corps Symposions) gehörten. Als der rassistische Antisemitismus ab den 1880er-Jahren in farbenstudentischen Verbindungen, allerdings nicht in allen, Eingang fand, kam es zu traurigen Szenen.
Zu dieser Zeit entstanden auch jüdisch-nationale und jüdisch-deutschnationale schlagende Studentenverbindungen bzw. Burschenschaften. Auch den jüdischen Studenten war es wichtig, die alte Tradition studentischer Rituale und Symbole weiter zu führen, wie es auch dieses Foto von einer Mensur jüdischer Farbenstudenten zeigt: