Gerne will ich ein paar Gedanken und Geschichten zur großartigen Manager-Karriere meines Freundes Hans Hofinger darlegen und aufbereiten. Die folgenden Zeilen sind also Hans Hofinger in alter Verbundenheit gewidmet.
Hans Hofinger und ich haben im Stift Kremsmünster das Gymnasium besucht und auch im Konvikt gewohnt. Wir sind einander damals allerdings nicht begegnet, denn ich habe zehn Jahre vor ihm maturiert.
Hans Hofinger war ein ausgezeichneter Schüler. Er liebte jedoch nicht nur Latein und Altgriechisch, er liebte auch Most und Bier. Mir ging es während meiner Schulzeit nicht ganz so, denn ich war eher ein schlechter Schüler, der im Klostergymnasium zum Überlebenskünstler wurde. Ich musste nie eine Klasse wiederholen, aber mein Maturzeugnis war verheerend. Dennoch habe ich von der humanistischen Ausbildung in der Klosterschule für mein Leben und meinen Beruf als Universitätslehrer viel profitiert.
Kennen gelernt habe ich Hans Hofinger viele Jahre später, nachdem wir Kremsmünster längst verlassen und wir uns in unseren Berufen etabliert hatten. Es entwickelte sich eine Freundschaft zwischen uns. Die Gespräche mit Hans Hofinger waren für mich sehr bereichernd.
Im Wesentlichen ist mein Aufsatz also in zwei große Kapitel gegliedert. Im ersten werde ich über die Tradition des alten Klostergymnasiums und dessen Rituale erzählen, ohne die die Karriere von Hans Hofinger als Manager und geschickten Verhandlungspartner nicht vorstellbar ist. Im zweiten Kapitel beziehe ich mich auf die Regel des heiligen Benedikt, über die Hans Hofinger zwei Bücher geschrieben hat. Der Beschäftigung mit dem heiligen Benedikt und seiner „Regula“ verdankt Hans Hofinger seine große Disziplin und sein weites Denken, die sein Berufsleben, wie ich es sehe, bestimmt haben.
Ich werde mich auf die Rituale der alten Klosterschule, in der Hans Hofinger ein gewisses Maß an Disziplin gelernt hat, beziehen, aber auch auf die Regeln des heiligen Benedikts, von denen mein Freund meint, sie wären eine glänzende Grundlage für die Arbeit als Manager.
Bevor Hans Hofinger nach Kremsmünster „abkommandiert“ wurde, verbrachte er seine Kindheit in Strass im Attergau, wo sein Vater ein geachteter Gemeindesekretär war, der während des Krieges Pilot beim damaligen deutschen Militär war. Hans besuchte in Strass die zweiklassige Volksschule. An Wochentagen hat es zu Mittag meist Grießkoch und Erdäpfel mit Butter gegeben, denn die Eltern mussten sparen, damit Hans und seine beiden Schwestern eine gute Ausbildung genießen konnten.
Mit Hochachtung denkt Hans an seine Mutter, von deren Umtriebigkeit er einiges geerbt hat. Sie war Hausfrau, kümmerte sich um die Finanzen und half in Großmutters kleiner Landwirtschaft mit. Hier gab es ein Ross, drei Kühe und Hühner. Außerdem besaß die Großmutter eine Tabak Trafik, in der die Mutter sich auch betätigte. Die Aufgabe der Mutter war es, mit dem Motorrad regelmäßig nach Frankenmarkt zur Tabakregie zu fahren, um Tabakwaren zu holen. Diese transportierte sie in ihrem Rucksack. Vorne am Tank des Motorrades führte sie gewöhnlich ein Fass mit 20 Liter Rum mit sich.
Im September 1961 kam Hans nach Kremsmünster. Das Leben im Konvikt des Klosters war nicht einfach. Man war rund um die Uhr im Kontakt mit anderen Burschen und durfte nur viermal im Jahr heimfahren. Gerade die jungen Zöglinge litten unter Heimweh, auch Hans litt, derart, dass sein Onkel ihm, wenn er von zu Hause nach Kremsmünster fuhr, bisweilen ein Stamperl Rossbacher überreichte. Hans meinte dazu: „ Der Rossbacher ist ein scheußliches Getränk, es dürfte aber gewirkt haben“.
Die fixe Tageseinteilung – man stand um 6 Uhr auf, besuchte die Kirche, um 8 Uhr begann die Schule, um 12 Uhr fanden wir uns im Speisesaal ein usw. - war für uns alle wichtig, wir lernten so eine gewisse Ordnung, die in späteren Jahren im Beruf hilfreich war. Man hat in der Klosterschule aber auch gelernt, auf sich selbst gestellt zu sein, denn die Eltern waren weit weg.
Man musste sich selbst „entfalten“, um das Leben dort meistern zu können. Andererseits wurde der Gemeinschaftssinn gefördert. Dies alles verband sich mit einer Vielzahl von Ritualen, mit denen man täglich konfrontiert wurde. Als junger Zögling hatte man bisweilen auch Freude an den Ritualen, so vor allem in der Früh beim Ministrieren in den heiligen Messen, die die Patres zu halten hatten. Es kam vor, dass man zweimal hintereinander ministrieren durfte, dann, wenn die erste Messe vom Pater besonders schnell gelesen wurde – ein solcher Spezialist war Pater Reinhard Windischbauer. Wir hatten jedenfalls Freude am Ministrieren.
Noch etwas war bedeutsam für uns Schüler, nämlich der Handballsport – Fußballspielen war verboten, da es angeblich zur Verrohung der Schüler führe. Hans Hofinger liebte das Handballspiel und wurde ein großartiger Handballspieler, der als Stürmer in der Mannschaft des Obergymnasiums Beachtliches geleistet hat. Schließlich wurde er mit dieser Mannschaft dreimal Landesmeister der Mittelschulen.
An die Lebensweisheiten der alten Griechen, die die Patres uns weitergaben, erinnern wir uns gerne. So zitiert Hans Hofinger zum Beispiel mit Vorliebe einen griechischen Text, in dem es unter anderem heißt: „Dem ermüdeten Wanderer spendet der Wein neue Kraft“.
Hans erzählt auch, dass Pater Rupert in Griechisch ihnen eine Menge von Vokabeln nannte, die man später im Leben gut gebrauchen könne. Zu diesen gehöre angeblich das Wort „metakolpos“ , was so viel wie „tiefbusig“ heißt, denn wenn die Brüste hoch sind, ist der Busen „tiefliegend“. Busen ist das, was zwischen den Brüsten sich befindet. Weisheiten derlei Art zieren den Lebensweg des jungen Hans Hofinger.
Charakteristisch für die alte Klosterschule, die es in dieser Form nicht mehr gibt, ist, dass sie voll der Rituale und Symbole ist. Es sind aber nicht nur die Rituale und Symbole, die mit dem kirchlichen Leben verbunden sind, sondern auch die Vielzahl von rituellen Handlungen, die zum Alltag der Schule gehört.
Ein besonderes Ritual hängt mit dem Schulbeginn zusammen.
Am ersten Schultag nach den Ferien versammelten sich die Schüler in ihren Klassenzimmern. Man freute sich, in die nächst höhere Klasse aufgestiegen zu sein. Nach Klassen geordnet marschierten die Schüler mit den vor ihnen gehenden Professoren, es waren meist Patres, in die Stiftskirche. Die Patres trugen einen schwarzen Mantel und dazu einen Zylinder. In der Stiftskirche fand schließlich, es ist heute auch noch so, der feierliche Gottesdienst statt, der das Schuljahr eröffnet. Wichtig erscheint bei diesem Ritual, dass vor dem Abmarsch zur Kirche die Schüler - vor allem die der höheren Klassen - in ihren Klassenräumen fröhlich Wiedersehen feierten und sich ihrer Freundschaft versicherten. Mitunter gedachte man jener Kommilitonen, die wegen mangelnder schulischer Leistung das Schicksal dazu ausersehen hat, die letzte Klasse zu wiederholen.
Auch die Eltern gehörten zum Schulanfang.
Sie beobachteten mit Ehrfurcht die Wanderung zur Kirche.
In heiterer Weise beschreibt Edmund von Sacken, ein Kremsmünsterer Student aus dem 19. Jahrhundert, das Ritual des Schulanfanges, wie er es erlebt hat: In seinem Büchlein „Aus der Studentenzeit – Erinnerungen aus Kremsmünster“ (Wien 1894). Zum Ritual des Schulanfangs gehörte seit jeher, dass man auch seine Professoren, die man zumeist schon vom Vorjahr her kannte, aufsuchte. Dies war den Schülern nicht immer angenehm, überhaupt, wenn sie in die Unterstufe gingen und traurig wegen ihres Abschieds von den Eltern waren. Dies kommt in den Zeilen Sackens so zum Ausdruck:
„Ach die Ferien sind die langen,
Gar so schnelle abgetan,
Gleich wird wieder angefangen,
Gleich geht’s Lernen wieder an!
Sagt mir nur, was gibt`s den heute
Zu Kremsmünster in dem Stift,
Dass man gar so viele Leute
In den Räumen allen trifft?
Antwort: zu dem sogenannten
Schuljahrs-Anfang rücken ein,
Meist begleitet von Verwandten,
Die Studenten groß und klein…
Siehst du wohl, der kleine Sacken (der Autor)
Ist ja auch schon eingerückt:
Etwas bleich sind seine Backen,
Seine Stimmung ist gedrückt…
Zum Direktor mit dem Vater
Gehen, dünkt ihm unangenehm.
In Kremsmünster nämlich war es
Sitte, seit die Welt besteht,
dass man zu Beginn des Jahres
Zu den Professoren geht.
Manches kommt allda zur Sprache,
Was bisher verborgen war…“.
Dann meinte der Direktor:
Nun, der Edmund, will ich hoffen,
wird dies Jahr wohl braver sein:
Es tut mir leid, doch sag ich offen:
Schwach, sehr schwach geht’s in Latein!
Auch das sittliche Betragen
War nicht immer tadellos…
Nun, er wird’s ja besser machen.
Und im Grund hab ich ihn gern...“
Den jungen Schülern wird am Schulanfang klar gemacht, dass man sich an Regel zu halten habe, will man nicht aus dem Gymnasium und dem Konvikt „hinaus fliegen“.
Jedenfalls ist das Ritual des Schulbeginns in Kremsmünster heute noch eine wichtige Feier, bei der für die Neuankömmlinge und für jene, die in die nächste Klasse aufsteigen, der Schutz des Himmels angerufen wird, ihnen wird aber auch deutlich gemacht, dass sie gewisse Regeln ab nun, ein ganzes Schuljahr lang, einzuhalten haben.
Eine wichtige rituelle Bedeutung hatte und hat der Zylinder für das Gymnasium in Kremsmünster. Beim feierlichen Gang zur Kirche, wie ich schon angedeutet habe, trugen früher die Professoren, die in dunkle weite Umhänge gekleidet waren, den Zylinder. Damit demonstrierten die hohen Herren ihre Distanz zum gewöhnlichen Studenten, der sich auf dem Weg befand, selbst einmal den Zylinder tragen zu dürfen, nämlich bei der Matura. Erst die Maturanten trugen (heute auch die Maturantinnen) den Zylinder zum schwarzen Anzug, um allen anzuzeigen, das Gymnasium in Würde hinter sich gebracht zu haben.
Noch eine andere Kopfbedeckung erscheint mir typisch für die Studenten zur Zeit von Hans Hofinger, nämlich das so genannte Studentenkapperl, das bis zum letzten Krieg von den Studenten in Kremsmünster allgemein getragen wurde. Später, nach dem 2. Weltkrieg, schmückten diese vor allem die Herren der Musikkappelle.
Dieses Studentenkapperl, besteht aus violettem Tuch mit einem Schirm, dazwischen läuft ein Band in den Kremsmünsterer Farben weiß-grün. Auf alten Bildern ist zu sehen, wie Studenten in der Vorkriegszeit beim gemeinsamen Umtrunk in der Schank des Stiftes, früher befand diese sich im inneren Konviktshof, ihr Studentenkapperl auf dem Kopf haben, während sie vor sich je ein Glas Bier o.ä. stehen haben. Das Studentenkapperl ist also ein Symbol heiteren und beschwingten Studentenlebens. Der heutige Direktor des Gymnasiums besitzt ein solches Studentenkapperl, das sein privates Büro ziert.
Feine Vereine und Gruppen mit langer Geschichte pflegen ihre Außeralltäglichkeit und ihr Charisma dadurch hervorzuheben, dass sie sich regelmäßig, meist jährlich, treffen und sich ihrer Gründer in feierlichen rituellen Veranstaltungen erinnern.
In Kremsmünster ist es der Stiftertag im Dezember, an dem eine Gunthervesper, ein abendlicher Gottesdienst, abgehalten wird, bei dem man sich daran erinnert, dass im Jahre 777 Herzog Tassilo von Bayern das Kloster Kremsmünster gegründet hat. Der Legende nach gründete er das Kloster an jenem Ort, an dem sein Sohn Gunther bei der Wildschweinjagd von einem Eber, der durch eine Lanze verletzt war, getötet worden war. Dieses Wildschwein ist im Kremsmünsterer Wappen zu sehen. In den fünfziger Jahren schenkte zumindest einmal, soweit ich mich erinnere, der damalige griechische König Konstantin, dem Kloster ein griechisches Wildschwein, das nicht nur die geistlichen Herren verzehrten, sondern auch ausgesuchte Schüler.
Gelegenheiten, gemeinsam zu essen, gehörten zum Leben früherer Gymnasiasten. Als es das Konvikt noch gab, kamen täglich alle in den beiden Speisesälen zu den Mahlzeiten zusammen. Es gab eine strenge rituelle Sitzordnung, die sich nach den Abteilungen ausrichtete. Es gab derer 5, in denen die Schüler der acht Klassen erfasst waren. Im großen Speisesaal saßen die Schüler der ersten Klasse am rechten Tisch und die der achten Klasse am linken Tisch ganz oben in der Nähe des Anrichtetisches, auf den die Töpfe gestellt wurden. Aus diesen Töpfen füllten die freundlichen Helferinnen im Konvikt die Teller, die sie dann zu den Schülern trugen. Die Aufsicht über den Speisesaal führte entweder der Konviktsdirektor selbst oder einer der Präfekten. Begonnen wurde die Mahlzeit immer mit einem Gebet, das der Pater einleitete. An besonderen Tagen, wie zum Beispiel am 15.5.1955, als in Wien der Staatsvertrag unterschrieben wurde, gab es zu Mittag ein feierliches Essen mit ausgesuchten Speisen und zum Nachtisch eine Torte. Es war ein eindrucksvolles Ritual, das da ablief, dadurch blieb uns dieser Tag auch bestens in Erinnerung. Jedenfalls gehörte das rituelle Essen zum Alltag früherer Schüler.
Ein spannendes Ritual hat sich in Kremsmünster vielleicht seit der Barockzeit im Kloster erhalten, es ist die Zeremonie der Promulgation am Ende des Schuljahres. Bei der Promulgation – das Wort bedeutet so viel wie „öffentliche Kundmachung“ – wurden je die vier besten Schüler der ersten bis zur vierten Klasse im Kaisersaal des Stiftes vor einem großen Publikum durch einen Buchpreis gewürdigt.
Der Tradition nach saßen im Kaisersaal auf der linken Sitzreihe die Damen und Herren Professoren. Auf der gegenüberliegenden Seite hatte der Abt seinen Sitz, der einem Thron ähnelte. Unmittelbar beim Eingang zum Kaisersaal war der Platz für das Orchester, welches mit Pauken, Trompeten und anderen Instrumenten das feierliche Ritual begleitete. Nach der Darbietung von lateinischen und alten deutschen Texten durch Schüler des Gymnasiums begann die Promulgation.
Zunächst ging unter Musikbegleitung der beste Schüler der 1. Klasse an den Professoren vorbei, verneigte sich vor dem Abt, der ihm ein wertvolles Buch mit Worten der Gratulation überreichte. Dann ging der Ausgezeichnete ein paar Schritte zurück, verneigte sich dankend vor dem Abt, auch vor der Riege der Professoren und wanderte in Richtung Eingang. Dann wurden die nächsten ausgezeichnet.
Rituale, von denen hier nur ein paar geschildert wurden, gehörten und gehören zum Leben des Hans Hofinger, der auch als Führungskraft Rituale pflegt. Daher hat Hans Hofinger Interesse an Vereinigungen, in denen Rituale gepflegt werden. Er nimmt auch zu Leuten mit ähnlichen Interessen und einer ähnlichen Lebenseinstellung Kontakte auf.
So ist es vor allem der Alte Orden vom St. Georg, in den er Anfang der neunziger Jahre aufgenommen wurde, dem Hans Hofinger große Sympathie entgegenbringt. In diesem Orden werden die Werte der christlich abendländischen Kultur hoch gehalten. Nach den Regeln des Alten Orden vom St. Georg sind dessen Mitglieder angehalten. für die unveräußerliche Würde des Menschen als Ebenbild Gottes einzutreten, sowie im privaten, als auch im öffentlichen Leben. Der Kampf der Ordensritter, zu denen Hans Hofiger gehört, richtet sich gegen die „Wurzeln und Auswirkungen der acht Elende“, nämlich: Krankheit, Verlassenheit, Heimatlosigkeit, Hunger, Lieblosigkeit, Schuld, Gleichgültigkeit und Unglaube. Nebst der Ritterlichkeit, erwartet der Orden von seinen Mitgliedern untadelige Lebensführung, Ehrenhaftigkeit, wahren Adel der Gesinnung, christliche Nächstenliebe und Moral, sowie die strenge Wahrung des Rechtsgedankens.
Auch bekennt sich der Orden zum Christlichen Naturrecht und zur Sittlichkeit als Quell allen Rechts. In diesem Orden, der voll der Rituale ist, fand Hans Hofinger, wie er es formuliert, seine Heimat. Dieser Orden passt zu seinem Studium an der juridischen Fakultät in Salzburg und seine Befassung mit der Naturrechtslehre von Johannes Messner– ganz in der Tradition seines Elternhauses und des Klosters Kremsmünster. Der heilige Benedikt wird schließlich sein Vorbild.
Eine besondere Faszination üben die Regeln des heiligen Benedikts auf Hans Hofinger aus. Er ist überzeugt, dass die vom heiligen Benedikt verfassten Regeln nicht nur für die Klöster passend sind, sondern auch für jedes Unternehmen Gültigkeit haben. Die hohe Bedeutung der benediktinischen Regeln liegt darin, dass sie aus dem Leben heraus geschrieben sind. Hans Hofinger erzählte dazu: „Wenn man das Anschauungsprofil eines Abtes oder des Celarus (Vorstand der Vorratskammer) anschaut, so kann man dieses heute noch für einen Vorsitzenden nehmen.“
Mit der „Regula Benedicti“ hat sich Hans in seiner Studentenzeit 1961-1969 im Stift Kremsmünster nur ein wenig befasst, aber dennoch lernte er den benediktinischen Geist kennen. Verstärkt wurde sein Interesse an den Regeln des heiligen Benedikt, als ihm Abt Albert Bruckmayr am Tag seiner Matura, den 4. Juni 1969, ein kleines Buch über den Heiligen Benedikt mit dem Titel „ St. Benedikt“ von Basilius Senger schenkte. Dieses Buch begleitete den Weg von Hans Hofinger als Student und in seinem Beruf, es regte ihn schließlich zu weiterem Studium der „Regula Benedicti“ an. Er schrieb schließlich ein lesenswertes Buch für Führungskräfte. Hans Hofinger ist sich sicher, dass die „Regula Benedicti“ eine zeitlose Regel ist - nicht nur für Mönche. Unter sinngemäßer Anwendung gilt sie, wie Hans Hofinger meint, auch für Manager und Führungskräfte. Benedikt formulierte nämlich für den Abt – den Manager des Klosters – ein Persönlichkeitsprofil, das auch für das weltliche Navigieren auf jeder Führungsebene erstrebenswert ist.
Die „Regula Benedicti“ ist für Hans Hofinger also eine Managementlehre. Er achtet den heiligen Benedikt als Menschenführer. Allerdings geht sein Buch „Regula Benedicti – eine Botschaft für Führungskräfte“ über Managementgrundsätze hinaus, es versucht, den ganzen Menschen zu erfassen.
Weiter geführt werden diese Gedanken meines Freundes in seiner Arbeit „Benedikt als Menschenführer - Die Regula Benedicti als Schule für Arbeit, Beruf und Alltag“. Im Wesentlichen setzt sich Hans Hofinger in diesem Buch mit der Umsetzung der Gedanken und Normen Benedikts für unser gesellschaftliches Zusammenleben auseinander. Er hält dazu weise fest: „Ich fühle mich nicht berufen, diese Regel zu interpretieren oder zu kommentieren, vielmehr wurde der Versuch unternommen, die Neugierde zu wecken, in der Regula Benedicti nachzulesen bzw. Anregungen in dieser zu finden“. Bescheiden fügt er hinzu: „Je intensiver ich mich während meines beruflichen Lebens mit der Regula Benedicti befasste, umso schwerer fiel mir das Niederschreiben.“ Hans Hofinger kommt aber zu einer wichtigen Aussage, nämlich dass der Abt bzw. der Manager mehr durch sein Beispiel als durch Worte seine Mönche bzw. Mitarbeiter führen solle.
Um Geist und Körper zu stählen, begab sich Hans Hofinger mit Begleiter auf fromme Wallfahrten, eine führte nach Santiago de Compostella auf den Spuren des heiligen Jakobs, des „Maurentöters“. Eine andere Wallfahrt folgte den Spuren des heiligen Patrick in Irland. Eine weitere Wallfahrt, die mir als die reizvollste aller Wallfahrten erscheint, führte meinen Freund nach Maria Zell.
Obige Ausführungen sollten zeigen, dass der bisherige Lebensweg meines Freundes Hans Hofinger sehr von den Ritualen der Klosterschule und von der Beschäftigung mit dem Regeln des heiligen Benedikt geprägt war. Beides mag dazu beigetragen haben, dass es Hans Hofinger zum längst dienenden Verbandsanwalt in Österreich und zum Vorstandsvorsitzenden des österreichischen Genossenschaftsverbandes gebracht hat.
Er ist ein guter Menschenkenner mit Charme und Humor, aber auch ein liebenswürdiger Zechkumpan ganz im Sinne des heiligen Benedikt, in dessen „Regula“ im Kapitel 40 zu lesen ist: „Indessen glauben wir mit Rücksicht auf die Unzulänglichkeit der Schwachen, dass eine Hemina (altes römisches Flüssigmaß - etwa ein Viertelliter) Wein für jeden täglich reichen sollte… Sollten jedoch die Ortsverhältnisse, Arbeit oder Sommerhitze mehr fordern, so ist das dem Ermessen des Oberen überlassen; doch muß er immer darauf achten, dass nicht Sättigung oder Trunkenheit aufkommt. Zwar lesen wir, der Wein sei überhaupt nichts für Mönche; da man aber die Mönche unserer Zeit (bzw. die heutigen Manager – R.G.) davon nicht überzeugen kann, sollten wir uns wenigstens dazu verstehen, nicht bis zur Sättigung zu trinken, sondern weniger; denn der Wein bringt auch die Weisen zum Abfall“.
Durchaus in Übereinstimmung mit diesen Überlegungen zum Weingenuss des heiligen Benedikt gestatte ich mir, zum Wohl meines Freundes und großen Managers Hans Hofinger eine Hemina Wein zu trinken.
Roland Girtler, Die alte Klosterschule, eine Welt der Strenge und der kleinen Rebellen, Wien (Böhlau) 200.
Hans Hofinger,Benedikt als Menschenführer - Regula Benedicti als Managementlehre, in: Wandel als Chance und Herausforderung - 20 Jahre Volksbankenakademie, Schulze-Delitzsch-Schriftenreihe, Band 17, Clemens Steindl (Hrsg.), Wien 1996, 115 ff
Derselbe, Regula benedicti als Führungslehre, in: Gewerbliche Genossenschaft 9/2001, 25 f;
Derselbe, Regula Benedicti und Genossenschaftsphilosophie, in: Gewerbliche Genossenschaft 4/2002, 5 ff;
Derselbe, Regula Benedicti - Eine Botschaft für Führungskräfte, in: Schulze-Delitzsch-Schriftenreihe, Band 24, Hofi